Der Ursprung der Familie Linto
Wappen derer von Lintelo in Silber,
zwei schwarze Querbalken, über deren obersten
drei schwarze Merlen (Amseln).
Auf dem goldgekrönten Helm ein offener Adlerflug.

Die Deutung des Namens Linto (Lintlo, Lintelo, Lintlohe, Lintloe) ist nicht einfach.

Der verstorbene Robert Kienzle aus Kirchlinteln hat die Herkunft des Ortsnamens „Kirchlinteln“ erforscht und dabei die drei Silben: Kirch – lint – eln (lo) als Hinweis auf: Kirche – Linde – Wald gedeutet.
Lint- entspringt lt. Namensforschern dem Begriff „Linde“, -(e)lo kann sowohl „Wald“ aber auch „Sumpf“ bedeuten.
Bei dem Familiennamen de Lintlo geht Robert Kienzle davon aus, dass es sich nicht um einen Geschlechternamen, sondern um einen Wohnstättennamen handelt. Dieser Umstand ist im 12. – 14. Jahrhundert bei der Bildung von Familiennamen üblich gewesen. Möglicherweise stammen die von Lintlo aus einer geographisch und biologisch ähnlichen Landschaft wie es für Kirchlinteln vorgegeben ist. Das könnte aber auch bedeuten, dass es nicht nur eine Linie von Linto gibt!

Die in dem Aufsatz von Robert Kienzle angeführten Personen der Familie von Linto lebten in der jetzt niederländischen Region Zutphen und stimmen zum Teil auch mit meinen Forschungsergebnissen überein.

Nach verschiedenen Hinweisen in der Literatur über die Genealogie im Sauerland bin ich des Öfteren auf Namen ähnlich Linto gestoßen. So wurde von einem Diedrich von Lintelo um 1682 geschrieben: „hat 1682 das Haus Cobbenrodt incl. Fischerei von Herrn von Schade gekauft“. Eine Anna Catharina de Lintelo wird als Patin bei der Taufe von Cath. Marg. Rath in Oedingen unter dem 28.04.1698 genannt. Ebenso ist eine Frau von Lintelo am 30.05.1633 als Patin bei der Taufe von Johann Ludwig von Lürwald aufgetreten.

Immer wieder gab es den Hinweis im Zusammenhang mit dem Namen Linto, Lintelo, Lintloe oder Lintho auf das Haus Valbert.

Durch liebe Freunde aus Eslohe bin ich an Unterlagen über die „Keimzelle“ der deutschen Familie Linto gekommen. Hier nun die für mich erstaunlichen Informationen über meine Vorfahren mütterlicherseits:

Das Rittergut Valbert, nahe bei Oedingen gelegen, existiert heute nicht mehr. Im 15. und 16. Jahrhundert war es im Besitz der Familie Rump.

Am 4. März 1601 heiratet die Erbin des Gutes, Elisabeth Rump den kurfürstlich kölnischen Kammerherrn Johann von Lintelo und somit geht das Gut in den Besitz derer von Lintelo über. Das Rittergut „Haus Valbert“ wird in der „Westfälischen Geschichte“ (Lemgo, 1760 von Johann Diedrich von Steinen) als das im Amte Fredeburg gelegene Stammhaus der alten Familie von Lintelo, Lintel, Lintloe bezeichnet.

Der Ursprung, der in Haus Valbert begründeten deutschen Keimzelle derer von Lintelo liegt in den östlichen Niederlanden, in der Grafschaft Zutphen.

Hierher stammt Johann von Lintelo. Seine Eltern waren: Eberhard von Lintelo zu der Maeß und Mechthild von der Vene.

Die Grafschaft Zutphen wurde am 07.09.1543 durch den Venloer Vertrag in die niederländischen Erblande einbezogen und festgeschrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte die Grafschaft Zutphen und das Herzogtum Geldern zum Besitz Herzog Wilhelm V. von Cleve. Dieser wurde allerdings durch die Eroberung der o.g. Gebiete von Karl V. verdrängt.

Ein möglicher Grund für die Eingliederung der von Lintelo in’s Sauerland könnte in der Ausweitung des Calvinismus in den Niederlanden – gerade im 16. Jahrhundert – gelegen haben.

In dieser Zeit kämpften die Calvinisten um ihre Privilegien unter dem Nachfolger von Karl V., nämlich König Philipp II.

Ein großer Teil der politischen Opposition des eingesessenen niederen Adels trat zum protestantischen Glauben über. Man gründete den „Adelsbund“, der für Glaubensfreiheit eintrat.

Die politisch-wirtschaftlichen und religiösen Unruhen sollten durch den Generalstatthalter Herzog Alba mit Waffengewalt unterdrückt werden. Herzog Alba war von Philipp II. entsandt worden. Er setzte ein Sondertribunal ein, dass durch härteste Urteile Ruhe im Land schaffen sollte.

Die Lintelo’s waren Erzkatholiken, die auch im 30jährigen Krieg in der „Katholischen Liga“ für ihren Glauben kämpften. Hier scheinen die Gründe für das Verlassen der niederländischen Terretorien zu liegen.

Ein zusätzlicher Hinweis auf die sehr katholisch ausgerichtete Lebensweise und Einstellung derer von Lintlo geht weit zurück in’s 13. Jahrhundert:

Dort wird Svicerus de Lintlo erwähnt. Dieser stand in churcölnischen Hofdiensten und war bei der cölnischen Ritterschaft aufgeschworen.

1218 ist Svicerus de Lintlo beim 5. Kreuzzug mit Adolf Graf von Berg bei der Belagerung von Damiete (heute: Damietta) im Nildelta dabei.

Der 5. Kreuzzug von 1217 bis 1221 wurde von König Andreas II. von Ungarn und Herzog Leopold von Österreich geführt, die im Spätsommer 1217 von Split aus in’s Heilige Land aufbrachen. Von Akkon führten sie drei erfolglose Expeditionen gegen die Sarazenen durch.

Im Sommer 1218, so wird erwähnt, ziehen die verbliebenen Kreuzfahrer – nach Rückkehr König Andreas – zusammen mit niederrheinischen (die Grafschaft Zytphen liegt am Niederrhein!) und friesischen Seefahrern, welche sich auf dem Weg nach Palästina an Kämpfen in Portugal beteiligt hatten, gegen das im Nildelta gelegene Damiete. Nach längerer, verlustreicher Belagerung fällt Damiete am 5. November 1219. Doch bereits am 8. September 1221 geht die Stellung wieder verloren.

Svicerus de Lintlo ist anscheinend heil wieder zurückgekehrt. Er wird unter dem 22. November 1266 erwähnt, als er in Gegenwart Margaretha Gräfin von Berg auf alle seine Renten aus dem Hofe Lintlo zu Gunsten des Stifts Severin in Cöln verzichtet. – Aus welchen Gründen auch immer. –

Zur Zeit der Hochzeit (1601) des Johann von Lintelo mit der Elisabeth Rump war das Haus Valbert bereits arg verschuldet. Zwischen den Familien von Lintelo, zu dieser Zeit Herren auf Haus Valbert, und Rump entbrannte ein Jahrzehnte dauernder Streit um die Belehnung mit dem halben Freistuhlgericht Oedingen.

Der Sohn aus der Ehe der Elisabeth Rump und des Johann von Lintelo: Timan Dietrich von Lintelo trat das Erbe an. Geboren ist Timan Dietrich um 1602/1603. Im Jahr 1628 wurde der Übergang von Johann zu Timan Dietrich vollzogen.

In Urkunden aus dieser Zeit ist die Rede vom Obristen Timan Diedrich von Lintelo. Dieser militärische Dienstrang ist bisher nur für Timan festgestellt worden (vergl. „Dillenburgischer Feldzug auf Haus Valbert“, Martin Vormberg, 1998, S. 195/196). Der Vater wird in einem Erbauseinandersetzungs-Vertrag als Rittmeister bezeichnet. Also war auch er Offizier. Über den Tod des Johann von Lintelo am 30. Januar 1628 heißt es im Hallenberger Stadtbuch 2 dazu:

Im Januario, als der Herr rittmeister Johan von Lindtloh in Underhessen sein quartier gehatt und schwachworden, hat derselbig eltliche reuter neben einem kutschwagen ins ampt Bilstein naher seiner behausung abgefertiget, haben zum Hallenbergh im an- und abzug verzehrt 9 rtl. Item als kurz darnach vorgemeltes rittmeisters Johann von Lindtloh toder leichnamb in einer kutschen mit acht reutern durch statt Hallenbergh gefuhrt worden, im zurück verzeret 8 rtl.

Timan von Lintelo heiratet 1628 Susanne Spiegel zum Desenberg, Tochter des Hermann Spiegel zum Desenberg. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor:

  • Johann Hermann Friedrich von Lintelo

und

  • Christian Ludwig von Lintelo.

Über die militärische Karriere Timans mutmaßt M. Vormberg in seinem Aufsatz (Dillenburgischer Feldzug auf Haus Valbert, Hintergründe zu Plünderung und Brandschatzungen im Amt Bilstein 1634/1635), dass er wohl auf eigene Kosten Reiter oder Fußknechte angeworben habe. Dies war damals eine übliche Methode, die einen Aufstieg in der militärischen Laufbahn begünstigte. Auf jeden Fall ist sicher, Timan Dietrich von Lintelo wurde 1628 als kaiserlicher und ligistischer Rittmeister des Linteloischen Regiments und ab 1632 als Obrist bezeichnet. Er war dem kaiserlichen General Graf von Tilly unterstellt.

Über seine Einsätze bei Militärzügen gibt es nur vereinzelte überlieferte Nachrichten. So erhielt er am 30. Januar 1632 von Graf Pappenheim den Auftrag, 5 Kompanien Soldaten zu Fuß, jede Kompanie 200 Mann stark, in 10 Wochen aufzustellen und ihm zuzuführen. Am 10. Februar 1632 befahl Graf Pappenheim dem Obristen mit seiner Truppe nach Wiedenbrück zu marschieren und sich dort gemäß der Tillyschen Ordnung verpflegen zu lassen.

1633 erhielt er von Albrecht Herzog zu Friedland/Wallenstein den Befehl, ein Regiment von 500 Arkebusiern [Arkebuse = im 15. Jh. als Hakenbüchse zur Handfeuerwaffe mit Luntenschloß entwickelt.] anzuwerben. Wallenstein wurde am 25. Februar 1634 ermordet. Es könnte sein, dass dieser Befehl nicht mehr wirksam wurde.

Am 9. Juni 1635 bekam Timan von Lintelo von Generalleutnant Feldmarschall und Obrist Graf Gallas einen Pass für die beabsichtigte Reise in die Grafschaften Nassau und Wittgenstein.

Am 16. Juni 1635 wurde Timan Dietrich von Lintelo in Haus Valbert ermordet. Sein Gut wurde geplündert, wobei seine Frau und seine Söhne unbehelligt blieben. Hieraus hat sich die Sage über einen Komplott seiner Ehefrau mit den Mördern gebildet:

„Etwa eine halbe Stunde westlich von Oedingen liegt das adelige Haus Valbert, Stammsitz der Familie Lintloe, nach der es ehemals auch benannt wurde. Das alte Lintloesche Haus ist heute längst abgebrochen, und der Platz, auf dem es gestanden, heißt nach dem späteren Besitzer „Kettlers Platz“. Aus diesem alten Haus stammte der kaiserliche Obrist von Lintloe, der im dreißigjährigen Kriege als Generalwachtmeister in Westfalen sehr bekannt und gefürchtet war, da er Westfalen mit seinen Scharen kreuz und quer durchzog und Städte und Dörfer brandschatzte. So ist es erklärlich, wenn er in Westfalen nicht das beste Andenken hinterlassen hat und des Volkes Geisterglaube sich seiner Person bemächtigte. Er spukte, wie die Sage geht, nach seinem Tode auf dem Hause Valbert in so arger Weise, daß er in den nahen Wald gebannt werden mußte, aus dem er jährlich nur um einen Fuß lang dem Hause wieder näher rücken darf. Man hoffte in der Gegend, daß er, bevor er das Haus wieder erreicht hat, erlöst und dann des ferneren Umgehens enthoben sein werde. Die Sage beschäftigt sich in der Gegend noch immer mit ihm; sie nennt ihn den starken Lintloe, weil niemand ihn zwingen konnte. Diese Stärke verdankte er angeblich einer Zauberhose, wovon nur seine Frau wußte, so ließ sie sich auf einen Anschlag der Feinde gegen ihn ein. Als er sich einstens in der Christnacht zu Bett gelegt hatte, gab sie ihnen durch das Spielen eines Instrumentes das verabredete Zeichen. Die Verschworenen drangen nun plötzlich auf ihn ein, ehe er die Zauberhose anziehen konnte, und ermordeten ihn, bevor er sich mit Gott versöhnt hatte. Das ist der Grund, warum er so lange spukend umgehen muß, ohne Ruhe zu finden.“

Sagen haben gewöhnlich einen historischen Kern…

Dass dieser Mord aber eine gezielte Aktion seiner Feinde, u.a. des Grafen Ludwig Heinrich zu Nassau-Dillenburg, war, geht aus mehreren Quellen hervor:

  1. Pfarrarchiv Elspe:
    „Voledell Gestrengh und Vester Tilman Dietrich von Lintelo wolbestalter Obrister über ein Regiment Curassire am eigenen Hause von seinen fiegeden (Feinden) todt geschossen.“
  2. Im Archiv Vasbach befindet sich ein Hinweis auf dieses Ereignis in Notizen über den 30jährigen Krieg. Es ist dort zu dem Überfall auf Haus Valbert vermerkt:
    „A(nn)o 1635 die 16. Junii ist der fiendt in die 300 sta[…]vngefer vnder dem Commando Grafflicher Gnadt von Dillenburgh offs hauß Falbert gefallen, selbst gantz ausgeplundert vnd den herren Obristen de Linthlo Thima[…] Theodorum todt geschossen.“
    Hier wird deutlich, dass die Tat unter der Leitung des Grafen Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg stattgefunden hat.
  3. Ein weiteres Dokument mit dem Beweis, dass die Witwe Susanne Spiegel zum Desenberge nicht im Komplott mit den Mördern stand, ist die notarielle Besitzergreifung des Stuhlgerichts Oedingen, wie Notar Henrich Linnenkampf am 22. Juni 1635 berichtet:
    „… auf dem adelichen hause zu Rumpertsfalbertt zwischen zwelff und Ein Uhren zu Mittagh vor mir Kaiserlichen Notario die WolEdell und Tugentreiche Susanne Spiegell zum Desenberg schwaches liebeß auff ihrer gewonlichen betstatt sitzendtt erschienen ist, und nach deroselben vielgeliebten gemalß saligh feiendtlichen und Tyrannischen Mordtß und unzeitigen Todtß lamentation und beklagungh angeben…“

Hier spürt man aus den Worten eher die Trauer der Witwe als bösartiges Handeln zusammen mit Feinden ihres ermordeten Mannes.

Bei den Motiven zur Ermordung des Obristen muss man die Zeit des 30jährigen Krieges und die damit verbundenen Lasten der gesamten Bevölkerung durch vagabundierende Soldaten beider Seiten durch ihre Dörfer berücksichtigen. Aus dem Stadtbuch 2 der Stadt Hallenberg geht hervor, mit welcher Härte der Obrist von Lintelo Kontribution einforderte:

„Am 11. huius [Januar 1634] kamen auf ausgeschribene einladung des jungen obristen von Lintelo die Hessischen commissarii anhero in sehr ungeschlachtem regenwetter, furderten primores des rats unten ins rathaus, protestirten, das sie wegen des uberflutigen gewassers und unbendigen gewitters nicht ferner kommen konnten, baten ihres erscheinens uf den noturftsfal attestation und kehreten wiederumb zurück. Bald hernach wird Lintelo cassiret und mit seiner neuen werbung einzuhalten befehlicht.

Hirbei zu gedenken, daß bemelter Lintelo albereit Winterberg und Schmallenberg ad contribuendum gezwungen, auch effective in Schmallenberg sich einlogiret und in diesem monat zwei citationes an die alhisige stat aufgeschrieben, indeme auch vorhabens gewesen, mit seinem anhang das quartir hirselbst zu nehmen, welche furi aber immittels mit schimpf per scripta abgewehret und durch seine cassation endlich und gar erloschen.“

„Am 22. Januarii [1634] werden uns an einem tage 2 citationes wegen vermeinter und uns ohnbillich angesunnener contributionsrestanten anpraesentiret, eine von Lintelo, die ander von Albrechten von Loen, mit starke betrohung…“

Aus den zwei folgenden Briefen ist ebenfalls die Art der massiven Drohung des Obristen herauszulesen:

Brief des Obristen Timan Dietrich von Lintelo an die Beamten der Grafschaft Wittgenstein in Laasphe vom 7. Juni 1635 (Fürstlich Wittgensteinisches Archiv: Akte M 27, fol. 60)

„Ehrentueste uorachtbare ihnsonders ghutte Heren undt freunde, der Heeren Schreibens ist mhir zu recht Eingehendiget. Uorhalte den Heren daer auff nitt, das es mitt Schreibens nitt aus gerichtet als gelanget ahn die Heren zum ubrigen, sei wollen bis zu kommenden Montag wilcher wirdt sein der 11. Junii idz lauffenden Monats ahnhero ahm mheiner behaußunge erscheinen, interim aber geldt, haber und heu zusammen bringen laßen, ihnwidrigen werden die Heren sich uersiggeren, das ich sei nitt allein mitt der execution besagen will sonderen mitt fheur undt Schweerdt welches den Heren ihn eill unuerhalten wollen undt uerbleibe Valbert den 7. Junii A(nno) 1635 der Heren dienstwilliger Timan Theo(deerich) de Lintelo Ob(rist)“

Kopie eines Briefes des Obristen Timan Dietrich von Lintelo an Christian Kauffmann, Berleburg, vom 15. Juni 1635.
(Fürstlich Wittgensteinisches Archiv: Akte M 27, fol. 80)

„Ehrenvester vornehmer Insonders guter Herr vnd Freundt,

Es thutt mich sehr verwundern, d(a)ß ihr die bewuste gelter, vnserm gethanen abscheid nach, mir nitt lieffern und zustellen thut.

Zu deme auch kombt mir seltzsam vor, d(a)ß die Beambt(en) also nachlessig und hartneckigt sich einstellen. Wirdt dessenwiell nicht die vrsach sein, d(a)ß der Kleine Michaell mitt seinen gesellen vnf Schnaphanen daselbst vnd durch die benachbarten ortter vagiren vnd herumbschrebens thutt.

Wan nun dieselbigen zum vberflussigsten ermahnet sich nitt also halt vnd erster Stunden bey mich verfuegen vnd der gepuer einstellen werden, werde ich ein Exempell am ganzen Landt zu statuiren genöttiget werden, d(a)ß Kindtskinder vber den zu clagen und zu schreyen haben, vnd werden mich darinnen vnverdacht halten, dan ich sie zum öfftern ermahnet habe, verpleibe vnder dessen mitt erwarttung Resolution vnd liefferung der gelter.

Raptum Valbert den 15. Junii ao p 1635 deß Heren freundwillig(ster) Timan Theoder(ich)Obrist

Ihr Leutt machet Euch eine
rutte vor Euch selbsten
An Christian Kauffmann
Burgern zu Berleburgh

In den Kriegsakten des „Alten Dillenburger Archivs“ finden sich einige handschriftliche Nachrichten über den ermordeten Obristen von Lintelo. Z.B.:

„NN an NN, 1635, Mai 4.

Man kann sich von wegen der Grafschaft [Nassau-] Siegen mit dem zu Bilstein liegenden Obristen in nichts einlaßen, weil die Grafen von [Nassau-] Siegen weder mit dem Kaiser noch mit Schweden etwas zu thun haben.

Dem General Timar Diderich von Lindeloh, welcher ein Cöllnisches Curassier Regt. aufstellen soll, wird die Grafschaft Wittgenstein und Berleburg zum Muster- und Sammelplatz angewiesen.

Graf von Hatzfeld an die Nassau-Siegenischen Räte 1635.

Dem General Lindeloh ist nichts zu erstatten. Er kann ohne den Cöllnischen Ausschuß nichts tun.

Commissar von Grisheimb an die Nassau-Siegenischen Räte, Obernkirchen, 1635, Juni 1. Ist im Begriff die Trouppen auf Amoeneburg zu bringen. Mit dem Obrist Lindeloh sollen sie sich in der Güte abfinden. Diese schicken darauf auch jemand an denselben und offeriren 500 Reichsthaler für den Abstand seiner Forderung.“

Man erkennt, dass von Lintelo bestrebt war, im Mai/Juni 1635 die Grafschaft Sayn-Wittgenstein als Sammelplatz für die Aufstellung eines Reiterregiments zu benutzen.

Es ist hier zwar von dem General von Lindeloh die Rede. Vieles spricht aber dafür, dass es sich um unseren Obristen Timan Diedrich von Lintelo aus dem Hause Valbert handelt. Möglicherweise haben die Naussau-Siegenschen Räte die Personen des namengleichen Generalwachtmeisters Timan von Lintelo aus Bayern mit dem Obristen aus Haus Valbert verwechselt. Bei dem Bayern handelt es sich um einen Onkel des ermordeten Obristen Timan von Lintelo. Geboren um 1567 gestorben am 22.04.1650. Er wurde am 06.08.1623 bayerischer Generalwachtmeister und am 28.12.1636 kaiserlicher Feldzeugmeister. Ev. ist er sogar Taufpate des Sauerländers. In dem Ehevertrag von 1628 sowie in der Festsetzung der Erbschaft der Witwe Johann von Lintelos taucht er als Zeuge auf. Er wird dort betitelt: „Timan Theodorus von Lintelo zur Maes und Esens uff Dallhusen und Frauenberg Ritter des heyl. römischen Reichs Kais. May. auch Churf. Durchl. in Bayern und der Cathol. Liga General Wachtmeistern der Cavallerie bestellten Reuter Obristen.“ Auf einem Wappenrelief des Klosters Bocholt, dessen Wohltäter er war, aus der Zeit um 1628 befindet sich folgende Inschrift: „Tilmanns a Linteloo Caesar. Maiest. Generalis Catholicae Ligae Vigiliarum Dux Baro in Dahlhausen etx. Benefactor.

Bei dem Generalwachtmeister handelt es sich um den kurbayrischen Obristen Timon von Lintelo, der in der Armee des Grafen von Anholt diente. Er war zunächst Obrist und hatte seit der Schlacht von Stadtlohn am 6. August 1623 den Rang eines Generalwachtmeisters. Als solcher führte er ein bayrisches Regiment zu Pferde an. Die 10 Reiterkompanien mit 1000 Pferden wurden nach ihm „Lindelosche Reiter“ genannt. Er wird in manchen Schlachten erwähnt und ist bekannt für seine angewandte Härte und die angerichteten Schäden. Im April 1629 war die Leibgarde des Generalwachtmeisters von Lintelo in der Stadt Büren einquartiert und hauste dort auf übelste Weise. Es gibt über sein Leben einen Bericht: „Der 30jährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten,“ geschrieben von Herrn Dr. Bernd Warlich, Volkach.

Die weitere Geschichte von Haus Valbert.

Nach dem Tode des Obristen ist bekannt, dass seiner Witwe an einer Beilegung des Streites um das halbe Freistuhlgericht Oedingen gelegen war. Am 6. Mai 1636 verzichtete sie auf alle Ansprüche an dem Gericht. Zum Vormund ihrer minderjährigen Kinder wurde Dietherich Esleben bestellt, der in dieser Funktion von Rump zur Wenne mit dem Kielkens und Henriches Gut zu Brenschede sowie Koninges Gut zu Oedingen belehnt wurde. Susanne Spiegel lebte noch bis nach 1672. Am 7. Januar 1672 errichtete sie ihr Testament. Der Name Lintelo haftete noch bis zur nächsten Generation an Haus Valbert. Die Erbfolge trat offenbar zunächst Christian Ludwig von Lintelo an, der mit Margarethe Elisabeth von Schade verheiratet war. Christian Ludwig war bereits 1672 tot. Seine Tochter, als Erbin des Gutes, heiratete in der zweiten Hälfte des 17. Jh. Reinhardt Melcher von Buchholtz. Über deren Tochter kam das Haus im 18. Jh. an die Familie Ketteler. 1788 verkaufte Freiherr Friedrich Ferdinand von Ketteler das Gut Valbert für 9.500 Reichstaler an den Reichsfreiherrn Clemens Lothar von Fürstenberg zu Herdringen.

Haus Valbert war 1871 die Geburtsstätte des späteren Kölner Erzbischofs Karl Joseph Kardinal Schulte.

Heute steht das ursprüngliche Haus Valbert nicht mehr. Im Gelände befinden sich noch Reste der Gräftenanlage, die zur Befestigung des adeligen Hauses angelegt worden war. Nach dem 2. Weltkrieg wurde an die Stelle ein Bauernhaus im Fachwerkstil erbaut.

In Oedingen steht ein Denkmal des ermordeten Obristen von Lintelo, das um 1990 von dem Bildhauer Friedrich Freiburg aus Finnentrop-Lenhausen erstellt wurde.

An die Lintelos erinnert des weiteren eine Wegegabelung in der Nähe des ehemaligen Haus Valbert längs des Mühlenberges. Man nennt diese Gabelung das Valberter- oder Linteloher Kreuz.

Quellen: Auszüge aus: „Dillenburgischer Feldzug auf Haus Valbert“, Hintergründe zu Plünderungen und Brandschatzungen im Amt Bilstein 1634/1635 von Martin Vormberg.
Albert K. Hömberg: Geschichtliche Nachrichten über Adelssitze und Rittergüter im Herzogtum Westfalen und ihre Besitzer. Aus dem Nachlass veröffentlicht, Heft 7, Münster 1974

Wappen der Familie Lintelo

Denkmal des ermordeten Obristen von Lintelo in Oedingen